Jane Green - Bis dass sie uns scheidet

Wortwanderin | 17. Oktober 2013 | / / |
Ein englisches Original von „Bis dass sie uns scheidet“ stand vor einiger Zeit in einem von Frankfurts öffentlichen Bücherschränken. Da ich mir davon eine humorvolle Frauenlektüre versprach, nahm ich es kurzerhand mit. Nachdem es nun lange genug im SUB gewartet hat, und auch sonst viel warten musste – mehr dazu gleich – bin ich nun endlich durch. Hier also meine Rezension.

Buchdaten

Titel: Bis dass sie uns scheidet
Autor: Jane Green
Originaltitel: The other woman
Verlag: Heyne Verlag | Diana Verlag
Preis: Aktuell keine Auflage, nur gebraucht zu bekommen
Seitenzahl: 430 Seiten

Inhalt

Dan und Ellie sind das perfekte Paar und planen ihre Hochzeit. Dabei freut sich Ellie nicht nur auf die Ehe mit ihrem Traummann, sondern auch das Einheiraten in eine warmherzige Familie. Denn Ellies Kindheit sah leider nicht besonders herzerwärmend aus. Die anfängliche Freude über die künftige Schwiegermutter, Linda, verfliegt jedoch schnell. Denn die reißt kurzerhand die komplette Hochzeitsplanung an sich und arrangiert einfach alles, von dem Ellie sicher nicht geträumt hat. Doch die Probleme fangen damit erst an…

Leseeindrücke (des englischen Originals)

Jane Green schreibt in dem für Chick-Lit typischen leichtfüßigen Stil. Dadurch liest sich der Roman schnell weg. Die Kapitellänge empfand ich durchweg als angenehm und leserfreundlich.

Was auf Anhieb nach einem unterhaltsamen Roman mit gehörig Humor aussieht, artet leider schnell ins Gegenteil aus. Schuld daran sind die überempfindliche Protagonistin Ellie, ihr schlappschwänziger Ehemann Dan und die uneinsichtige Schwiegermutter Linda.Eine Konstellation, die potentiell für viele gute Lacher hätte sorgen können. Green jedoch macht aus dem Roman ein regelrechtes Drama. Die erste Buchhälfte war noch nett und durchaus nicht ungewöhnlich für das Genre, spätestens nach der Geburt von Sohnemann Tom (und ich denke, ein sooo großer Spoiler ist das nicht) wird die ganze Situation einfach unerträglich.

Ellie wird zunehmend nerviger, da sie einfach jede gut gemeinte Tat der Schwiegermutter automatisch als Bevormundung abstempelt. Sie ist wütend auf Linda und auf ihren Ehemann gleich auch noch, weil der überhaupt kein Rückgrat zeigt und seine Mutter nicht in die Schranken weist. Wie oft möchte man ihn anschreien, er soll doch jetzt mal bitte einschreiten und nicht das gehorsame Muttersöhnchen mimen. Linda hingegen ist noch am verständlichsten, wenn auch sie partout nicht begreift, dass sie Grenzen einzuhalten hat. Dennoch: Objektiv betrachtet, verhält sie sich im Großen und Ganzen wie eine gewöhnliche Oma. Die will natürlich ihren Enkel im Kinderwagen durch die Gegend schieben, ihm Geschenke machen und viel Zeit mit ihm verbringen. Dass Ellie bei so simplen Wünschen derart an die Decke geht, zeigt, wie sehr sie sich schon in ihrem Schwiegermutterhass verrannt hat.

Das zweite Drittel des Buches fiel mir daher sehr schwer. Sage und schreibe zwei Monate stand das Buch unbeendet im Regal, denn allein die Vorstellung, noch mehr von Ellies Nervenzusammenbrüchen zu ertragen, hat mir das Buch verleidet. Immerhin nimmt es nach dem unschönen, aber sicherlich unvermeidbaren Höhepunkt endlich wieder an Fahrt auf. Es wird nicht zwangsläufig fröhlicher oder positiver, doch erschien mir die Lektüre leichter, da es nun endlich geknallt hatte. Das Ende? Vorhersehbar. Aber wenigstens versöhnte es mich mit den drei anstrengenden tragenden Figuren in diesem ganzen Geseier.

Ich empfand durchweg das Gefühl, dass man hier krampfhaft versuchte den Romans als humorvolle Chick-Lit zu verkaufen, obwohl es in „Bis dass sie uns scheidet“ überhaupt nichts zu lachen gibt. Die immer kitschigen Cover dieses Romans deuten da in eine falsche Richtung, denke ich.
                                                      
Fazit

Dieses Buch war ohne Zweifel die krampfhafteste Lektüre meines Lesejahres. Ich habe es gemocht, dann gehasst, am Ende wieder ganz nett gefunden. Es ist ins falsche Kostüm gestopft und schürt daher Erwartungen, die es nicht halten kann. Abgesehen davon ist es immer noch eine Geschichte mit drei nahezu unerträglichen Charakteren, die derart nervtötend sind, dass man das Buch kaum genießen kann. Ich vergebe daher nur zwei Blätter und stelle das Buch nun in den öffentlichen Bücherschrank zurück. Vielleicht findet der neue Besitzer es ja besser.
 

Bildmaterial: www.booklooker.de

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